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telling a work of art /
Arbeiten die man sich erzählen kann

an e-mail project by Karin Sander

Betreff: Re: Telling a Work of Art - Ausstellungsprojekt "Wo kommen wir hin?"
Datum: Sat, 19 Jan 2019 12:05:00
Von: Fritz Auer
An: Karin Sander

Vor die Entscheidung gestellt, aus einer Fülle von exemplarischen Werken der Architektur des 20. Jahrhunderts eines herauszugreifen, das quasi pars pro toto für alle anderen stehen soll, hat man die Qual der Wahl aus mehreren, die sich einem dabei aufdrängen.

Ich könnte ohne Zögern jeweils ein Werk der klassischen „Großen Drei“ nennen,

– das Verwaltungsgebäude der Johnson Wax Company in Racine / Wisconsin (1939) von Frank Lloyd Wright
– das Farnsworth House in Plano / Illinois (1951) von Mies van der Rohe
– das Kloster La Tourette in Éveux (1960) von Le Corbusier

ohne dass ich mir dem Vorwurf eines „Retrospektiven“ aussetzen müsste.

Ich möchte aber vor diesem Hintergrund eine bauliche Anlage benennen, die sich mir aufs stärkste eingeprägt hat, weil sie die architektonischen Philosophien der „Großen Drei“ auf besonders eindrucksvolle Weise in sich vereint.

Ich meine das Salk Institute in La Jolla, Kalifornien (1966) von Louis Kahn.
Hier finde ich die großen Themen der Wegbereiter der klassischen Moderne in einem neuen Kontext wieder:

– die visuelle und taktile Qualität „naturbelassener“ Materialien bei Frank Lloyd Wright
– die strukturelle und organisatorische Klarheit bei Mies van der Rohe
– die Plastizität und Körperlichkeit der „Volumen unter dem Licht“ bei Le Corbusier und schließlich, was allen gemeinsam ist,
– die Durchdringung und das Wechselspiel von Innen und Außen.

Was das Salk Institute darüber hinaus so besonders macht, dass ich gerade dieses Beispiel benenne: Louis Kahn schafft einen unverwechselbaren Ort in einem starken Spannungsverhältnis zwischen Land und Meer. Nicht die Volumen der Gebäude sind dabei das Wesentliche, sondern der von ihnen beidseitig gefasste, fast atemberaubend freie Raum „unter dem Himmel“, dessen Basis eine großzügige, unverstellte Plattform bildet, welche sich gegen den Horizont scharf absetzt und dadurch die Verbindung zwischen „Festland“ und der „Unendlichkeit“ des Himmels und des Meeres eindrucksvoll in Szene setzt.

Die Baulichkeiten stehen fest auf der Erde und markieren mittels ihrer Materialität – roher Beton im Wechsel mit bewittertem Holz, Natursteinflächen und präzisen Glasebenen – den Ort in der Landschaft.

Die räumlichen Durchdringungen innerhalb der baulichen Strukturen sind von überraschender Vielfalt mit je nach Standpunkt wechselnden Ein- und Ausblicken, begleitet von einer Lichtführung, welche zwischen blendender Helle und tiefen Schatten die Plastizität der baulichen Volumen ins Skulpturale überhöht.

Dass dieser Ort dennoch für Menschen geschaffen ist, wird an dessen funktionaler wie ästhetischer „Aneigenbarkeit“ bis ins Detail deutlich, seien es Handläufe, Türschilder, die Wohnlichkeit der „Studierzellen“, die Muster der Holzblenden oder die Frische der Wasserspiele.

Dass die Anlage eine Forschungseinrichtung von höchstem wissenschaftlichen Rang beherbergt und dabei deren Erscheinungsbild nicht ins Intellektuell-Kühle abgleitet, sondern ihre architektonische Eigenständigkeit in einem aufregenden Zusammenklang von Raum, Licht und Material postuliert, erklärt letztlich, weshalb dieses Ensemble für mich und mein architektonisches Wirken vorbildhaft bleibt.

Fritz Auer

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