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telling a work of art /
Arbeiten die man sich erzählen kann

an e-mail project by Karin Sander

Betreff: Re: Telling a Work of Art
Datum: Sat, 13 Apr 2019 13:35:00
Von: Peter Nestler
An: Karin Sander

Jeder geht seinen eigenen Weg. Aber man braucht Vorbilder. Mein übergroßes Vorbild war der Maler und Bildhauer Otto Pankok, er ist es noch heute. Sein ganzes Lebenswerk ist mir Vorbild, keine einzelne Arbeit. Viele seiner unglaublich schönen Kohlebilder von Sinti und Roma habe ich 1971 in meinem und Zsókas Film „Zigeuner sein“ untergebracht. Während der Nazizeit hatte Otto Pankok Malverbot, seine Kunst wurde als „degeneriert“ verurteilt, 56 seiner Bilder aus den Museen entfernt, viele wurden zerstört.
Ich lernte ihn 1964 kennen, zwei Jahre vor seinem Tod. Wir haben miteinander geredet über Dinge, die uns wichtig waren, aber über sein Leben hat er nichts erzählt. Mit zwei gemeinsamen Freunden, den Bildermachern Else Vollenbroich und ihrem Sohn Reinald Schnell war ich mehrmals in seinem „Haus Esselt“ auf dem Land, nahe der holländischen Grenze. Heute ist es das „Pankok-Museum“. In diesem großen Landhaus wohnte er mit Hulda, seiner Frau und Eva, seiner Tochter, arbeitete ständig, die Zeit war ihm kostbar. Als Reinald und ich 1965 vom Dreh des Films „Von Griechenland“ zurückgekommen waren, erlaubte er mir, in dem großen, hohen Wohnzimmer des „Haus Esselt“ den Sprechertext zu unserem Film „Von Griechenland“ zu lesen. Alle mussten still sein, die Akustik war gut. Ich stand vor dem Mikro, umgeben von kleinen und größeren Plastiken auf den breiten Fenstersimsen und an den Wänden hingen Holzschnitte und großflächige Kohlezeichnungen (eigentlich sind es Kohlegemälde). Damals nahm sich Otto Pankok nicht die Zeit, Tageszeitungen zu lesen, aber er wollte gerne hören, was wir in Griechenland erfahren hatten.

Um mehr von seinem bildnerischen Werk zu sehen, besorgte ich mir alle Bücher, die es damals in den 60-er Jahren über ihn gab, auch solche mit seinen eigenen Texten:
Des Malers zehn Gebote:
I. Du sollst den Kitsch riskieren.
II. Du sollst nicht für Ausstellungen malen.
III. Du sollst einen Baum für wichtiger halten als eine Erfindung von Picasso.
IV. Du sollst dich vor dem persönlichen Stil hüten.
V. Du sollst nur Deinen Träumen trauen.
VI. Du sollst deine schlechten Bilder schnell vergessen.
VII. Du sollst deine guten Bilder nicht anbeten.
VIII. Du sollst vor jedem Bild, das du beginnst, das Gefühl haben, es wäre dein erstes.
IX. Du sollst krass ablehnen, was dir nicht passt, und wäre es Rembrandt oder Chagall.
X. Du sollst das Publikum nicht für dümmer halten als dich selbst.
„Stern und Blume“, 1930

Im Dezember 2014 erhielten Otto und Hulda Pankok von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem posthum die Auszeichnung „Gerechte unter den Völkern“. Die Pankoks hatten 1944 den Maler Mathias Barz und seine als Jüdin verfolgte Frau Hilda Barz in ihrer Dachkammer versteckt.
Damals wohnten sie mit ihrer Tochter Eva in einem verfallenen Einzelgehöft in der Eifel. Als man unten in der Wohnung deutsche Soldaten einquartierte, waren sie alle fünf unmittelbar vom Tode bedroht. Es gelang den Pankoks, das Ehepaar Bartz aus dem Haus zu schmuggeln und bei einem Freund unterzubringen, dem Pfarrer Joseph Emonds.

Von dieser Geschichte haben Otto, Hulda und Eva Pankok mir nichts erzählt. Sie hatten ihr Leben riskiert und es getan, weil sie nicht anders handeln konnten. Der moralische Mut und der Widerstandswille ist vom künstlerischen Werk Otto Pankoks nicht zu trennen.

Peter Nestler

Liebe Karin Sander,

hier kommt mein Beitrag. Dabei geht es nicht um ein einzelnes Kunstwerk, sondern um das Lebenswerk des Otto Pankok.

Herzliche Grüsse,
Peter Nestler

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